Teilnehmerwortmeldungen
Jens Merkel, NITSA-Vorstand und Behindertenbeauftragter des Landkreises Leipzig, zu Erfahrungen aus der Beratungspraxis
- Müssen häufig auf die Juristen verweisen
- Fälle sind sehr individuell
- Häufig blockieren die Kostenträger
- Immer mehr Menschen mit Behinderung wollen mit Assistenz leben
- Aufwendiger Antragsweg schreckt viele ab
- Viele haben große Probleme mit der Einkommens- und Vermögensanrechnung und wollen nichts mit Sozialhilfe zu tun haben
- Einige ziehen sich dann wieder zurück und versuchen es im betreuten Wohnen
Teilnehmer/In zur ausbleibenden Veränderungen trotz UN-Behindertenrechtskonvention
- Musste klagen und sich lange mit Gerichten auseinandersetzen
- Schöne Sonntagsreden der Politiker, aber ändern tut sich nichts
- Öffentlichkeit kaum interessiert an Thema „Assistenz“
- UN-BRK existiert, ist ratifiziert und gültiges deutsches Recht, aber trotzdem bleiben die Antworten die gleichen
- Verwaltungsrechtler haben andere Einstellung als die Sozialgerichtsbarkeit
- Wie kann man Einzelfallentscheidungen in Grundsatzentscheidungen ummünzen?
Zwei Teilnehmer/Innen zur Situation von Blinden
- Wahnsinnig viele komplexe Einzelfälle
- Situation von Blinden etwas anders gelagert, da Bedarfe eher über pauschalisierte Leistungen gedeckt werden
- Immer wieder großer Kampf wegen Sparmaßnahmen in allen Bundesländern
- Besonders schwierige Situation von Taubblinden
- Situation ist den Gerichten schwer zu vermitteln
- Assistenz wird gebraucht, um Kommunikation zu ermöglichen
- Stundenweise Assistenz nicht ausreichend
- Oft brauchen taubblinde Menschen zuerst einmal überhaupt die Information, dass sie Rechte haben
- Viele taubblinde Menschen leben in sehr starker Isolation
- Behinderung ist Kostenträgern meist überhaupt nicht bekannt
Teilnehmer/In zur Situation von Menschen mit Schwerstmehrfachbehinderung
- Verwaltungen wollen nicht von ihrer Routine abweichen
- Senatsverwaltung in Berlin setzt Ansatz des individualisierten Leistungsanspruchs für Menschen mit Schwerstmehrfachbehinderung und den stationären Bereich in der Praxis nicht um
- Benachteiligungen in Evaluationen deutlich nachgewiesen
- Angebot von Angehörigenvereinen Projekt zu fairer Bedarfserhebung durchzuführen wurde über Monate nicht angenommen
Teilnehmer/In zu Wohlfahrtsverbänden
- Bruch mit der Wohlfahrt nach dem Beispiel Großbritanniens
- Menschen mit Behinderung lassen sich zu oft die Butter vom Brot nehmen
- Bei Veranstaltungen mit der Politik (wie z.B. bei Gesprächen zu Bundesteilhabegesetz) sitzen zu oft zu viele Interessenvertreter der Wohlfahrt und zu wenige Menschen mit Behinderung
- Wichtiger Selbsterkennungsprozess
- Möglicherweise muss man eigenen Wohlfahrtsverband gründen
Weitere Anmerkungen verschiedener Teilnehmer/Innen
- Assistenz muss auch für politisches Engagement gefördert werden
- Politik hat es weitestgehend geschafft, Menschen mit Behinderung zu vereinzeln ⇒ Netzwerk muss gestärkt werden
- Was passiert, wenn Bundesteilhabegesetz im Bezug auf einkommensunabhängige Assistenz scheitert? Wir sollten über Alternativen nachdenken.
- Es sollte ein Austausch über Vergleiche stattfinden